Das Ende der Wegwerf-Elektronik: Wie Framework Computer die IT nachhaltig revolutioniert

In einer Welt der verklebten Akkus und verlöteten Speicher geht das US-Unternehmen Framework einen radikal anderen Weg. Ihre Laptops und Desktop-Konzepte sind vollständig modular, reparierbar und aufrüstbar. Ein Modell für die Zukunft der IT – und eine perfekte Ergänzung zum nachhaltigen Lebensstil der E-Mobilität.

Die Parallelen sind unübersehbar. Wer sich für Elektromobilität entscheidet, tut dies oft nicht nur wegen der Fahrdynamik, sondern aus einem Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Man investiert in Technologie, die auf Langlebigkeit ausgelegt ist, statt auf den schnellen Verbrauch fossiler Brennstoffe. Doch während in der Garage das E-Auto steht, liegt auf dem Schreibtisch oft noch ein Symbol der Wegwerfgesellschaft: Ein moderner Laptop.

Die IT-Branche hat ein massives Problem mit Elektroschrott. Geräte werden immer dünner, was oft bedeutet, dass Komponenten verklebt oder fest verlötet sind. Ein defekter Akku oder der Wunsch nach mehr Arbeitsspeicher bedeutet häufig das Ende des gesamten Geräts. Das 2020 gegründete Unternehmen Framework aus dem Silicon Valley stellt sich diesem Trend entgegen. Ihre Mission: Das „Recht auf Reparatur“ zurück in die Hände der Verbraucher zu legen und die Lebensdauer von Elektronik radikal zu verlängern.

Das „Lego-Prinzip“ für Hochleistungsrechner

Das Kernkonzept von Framework ist radikale Modularität. Im Gegensatz zu den „Black Boxes“ vieler Mitbewerber sind Framework-Geräte so konzipiert, dass der Nutzer jeden Aspekt verstehen und verändern kann. Das Unternehmen liefert sogar den passenden Schraubendreher mit jedem Laptop aus.

Diese Modularität zeigt sich auf zwei Ebenen:

1. Die externen Erweiterungskarten: Anstatt sich beim Kauf festzulegen, wie viele USB-A, USB-C oder HDMI-Anschlüsse man benötigt, nutzt Framework ein System von Steckkarten. Das Laptop-Gehäuse verfügt über Schächte, in die Nutzer kleine Module einschieben können. Brauchen Sie heute einen SD-Kartenleser und morgen einen DisplayPort? Die Module lassen sich in Sekunden austauschen – ohne das Gerät zu öffnen.

2. Das innere Leben: Wer das Gehäuse öffnet (was ausdrücklich erwünscht ist), findet keine Klebstofforgien, sondern klar beschriftete Komponenten. Arbeitsspeicher (RAM) und Festplatten (SSDs) sind gesockelt und können in Minuten aufgerüstet werden. Selbst komplexere Teile wie Bildschirm, Tastatur, der Akku oder das gesamte Mainboard (die Hauptplatine mit Prozessor) können vom Nutzer selbst getauscht werden. QR-Codes auf den Bauteilen führen direkt zu detaillierten Reparaturanleitungen.

Das Produktportfolio: Vom Ultrabook zum Desktop

Framework hat sein Konzept inzwischen auf verschiedene Formfaktoren ausgeweitet, um unterschiedliche Nutzerbedürfnisse zu bedienen.

  • Der Pionier: Framework Laptop 13 Das erste Produkt des Unternehmens, ein 13,5-Zoll-Notebook, bewies, dass Modularität nicht klobig sein muss. Es ist ein schlankes, leistungsfähiges Ultrabook für den Büroalltag und mobile Nutzer. Der Clou: Als neue Prozessorgenerationen von Intel und AMD erschienen, konnten Besitzer der ersten Stunde einfach das alte Mainboard gegen ein neues tauschen, ohne ein komplett neues Gehäuse, Display oder Akku kaufen zu müssen.
  • Das Kraftpaket: Framework Laptop 16 Mit dem „Laptop 16“ zielt Framework auf Kreativprofis und Gamer. Es ist größer und bietet mehr Leistung. Die größte Innovation hier ist das „Expansion Bay“ an der Rückseite. Dieser Schacht ermöglicht es erstmals in einem modernen Laptop, sogar die dedizierte Grafikkarte aufzurüsten. Damit wird eine der Hauptursachen für die Obsoleszenz von Hochleistungs-Laptops beseitigt: eine veraltete GPU. Auch die Tastatur und das Touchpad sind modular und können den Bedürfnissen angepasst werden.
  • Zweites Leben als Desktop Hier schließt sich der Kreis der Nachhaltigkeit: Was passiert mit dem alten Mainboard, wenn man seinen Laptop aufrüstet? Framework bietet spezielle Gehäuse an (oder stellt die 3D-Druckdaten bereit), um das ausgebaute Laptop-Mainboard in einen vollwertigen, leistungsstarken Mini-Desktop-PC zu verwandeln. So entsteht aus einem „Abfallprodukt“ des Upgrades ein neuer Wohnzimmer-PC oder Heimserver.
FeatureFramework Laptop 13Framework Laptop 16Desktop / DIY Edition
ZielgruppeMobile Arbeit, Office, Studenten, AlltagKreative Profis, Gamer, Entwickler, Linux-EnthusiastenHome-Server, Media-PC, Bastler, Upcycling-Projekte
FormfaktorKompaktes 13,5 Zoll UltrabookLeistungsstarkes 16 Zoll NotebookMini-PC (via Cooler Master Case oder 3D-Druck)
Display13,5” LCD
Auflösung: 2256 x 1504
Format: 3:2 (optimiert für Text/Web)
60 Hz
16” LCD (matt)
Auflösung: 2560 x 1600
Format: 16:10
165 Hz mit VRR (Variable Refresh Rate)
Nutzung beliebiger externer Monitore via HDMI/DisplayPort Erweiterungskarten
Prozessor (CPU) OptionenIntel: Core Ultra Series 1, Core i5/i7 (13. Gen)
AMD: Ryzen 7040 Serie
AMD: Ryzen 7 (7840HS) oder Ryzen 9 (7940HS)
(Hochleistungs-Prozessoren)
Alle Laptop-Mainboards (Intel Gen 11-13, Ultra, AMD) können in Desktop-Gehäuse verbaut werden.
Grafik (GPU)Integrierte Grafik (Intel Arc / Iris Xe oder AMD Radeon 780M)Dual-System:
1. Integrierte Grafik
2. Optional: Dedizierte Radeon™ RX 7700S (austauschbar via Expansion Bay)
Abhängig vom gewählten Mainboard (in der Regel integrierte Grafik, via eGPU erweiterbar)
Anschlüsse (Modular)4 Slots für Erweiterungskarten
(USB-C, USB-A, HDMI, DP, Ethernet, MicroSD, Speichererweiterung)
6 Slots für Erweiterungskarten
(Bietet mehr Platz für Peripherie und Audio-Interfaces)
Anzahl abhängig vom Gehäuse
(Das Mainboard bietet nativ USB-C Ports, die adaptiert werden)
Akku & Laden55 Wh oder 61 Wh
Laden via USB-C
85 Wh
Laden via USB-C (bis zu 240W unterstützt)
Netzbetrieb (Betrieb ohne Akku möglich, nur mit USB-C Netzteil)
Besonderheiten• Magnetische Display-Rahmen (Bezels) in versch. Farben
• Extrem leicht (ca. 1,3 kg)
Expansion Bay: Rückwärtiges Modul für Grafikkarte oder Zusatzakkus
Input Module: Tastatur, Numpad und LED-Matrix sind vom Nutzer frei verschiebbar/tauschbar
• Ermöglicht die Weiterverwendung alter Laptop-Mainboards nach einem Upgrade
• Offene 3D-Druck-Daten für eigene Gehäuse-Kreationen verfügbar

Warum Nachhaltigkeit in der IT so wichtig ist

Für die Leserschaft der E-Mobilität ist die Lebenszyklusanalyse ein vertrautes Konzept. Ähnlich wie bei einem Auto entsteht der größte Teil des CO2-Fußabdrucks eines Laptops nicht während der Nutzung (der Stromverbrauch ist vergleichsweise gering), sondern während der Herstellung. Die Gewinnung seltener Erden, die Produktion der Chips und der globale Transport verschlingen immense Energie.

Wenn ein Laptop aufgrund eines defekten Einzelteils nach drei Jahren entsorgt wird, war dieser energetische Aufwand „verschwendet“. Kann man die Lebensdauer durch Reparaturen oder gezielte Aufrüstungen auf sechs oder neun Jahre verdoppeln oder verdreifachen, halbiert oder drittelt sich der ökologische Rucksack des Geräts pro Nutzungsjahr dramatisch.

Fazit: Ein Bewusstseinswandel

Framework ist mehr als nur ein weiterer Hardware-Hersteller. Es ist der Beweis, dass moderne, schlanke Technologie und Reparierbarkeit kein Widerspruch sein müssen. Für Menschen, die bereits beim Thema Mobilität auf Zukunftsfähigkeit und Ressourceneffizienz setzen, ist der Umstieg auf modularere IT der nächste logische Schritt zu einem konsequent nachhaltigen Lebensstil. Es ist die Entscheidung, Technologie zu besitzen, statt sie nur zu verbrauchen.

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