Die Elektromobilität soll für jedermann erschwinglich werden. Doch die Lockangebote vieler Leasinganbieter gleichen oft einem Mosaik, bei dem das entscheidende Bild erst beim genauen Blick ins Kleingedruckte sichtbar wird – und dann ist es meist kein schönes.
Wer derzeit im Internet nach Leasing-Deals für E-Autos sucht, wird mit vermeintlichen Schnäppchen überflutet. Monatsraten, die ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, versprechen den unkomplizierten und günstigen Einstieg in die elektrische Ära. Doch bei genauerer Betrachtung entpuppt sich der Traum vom billigen E-Auto-Fahren schnell als Kostenfalle mit System.
Die Unrealistische Kilometer-Diät
Der erste und wohl dreisteste Kniff ist die kalkulierte Kilometerleistung. Angebote mit Monatsraten im Niedrigstbereich werben oftmals mit einer jährlichen Fahrleistung von nur 5.000 Kilometern. Das ist für einen modernen Autofahrer, der sein Fahrzeug nicht nur als Statussymbol in der Garage parkt, völlig praxisfern und unrealistisch.
Kritikpunkt: 5.000 Kilometer pro Jahr – das entspricht einer täglichen Fahrstrecke von nur rund 13,7 Kilometern. Wer nicht ausschließlich zum nächsten Supermarkt fährt, wird diese Marke in kürzester Zeit überschreiten. Die Folge: teure Nachzahlungen, die die vermeintlich niedrige Rate im Nu zunichtemachen. Hier wird bewusst mit einer unrealistisch niedrigen Nutzung kalkuliert, um die Rate künstlich zu drücken und Kunden anzulocken.
Versteckte Kosten und die ungeliebte Anzahlung
Das nächste Ärgernis ist die Intransparenz bei den initialen Kosten. Die beworbene Top-Rate ist meist nur durch eine erhebliche Anzahlung – die sogenannte „Leasingsonderzahlung“ – möglich, die in der Werbung oft nur im unscheinbaren Fließtext oder Fußnotenfeld versteckt wird.
Hinzu kommen die oft horrenden Überführungskosten. Diese Gebühren für den Transport vom Werk zum Händler haben sich teilweise auf bis zu 1.200 Euro und mehr aufgebläht und stellen einen weiteren signifikanten Einmalbetrag dar, der zur Monatsrate addiert werden muss, um die tatsächliche Belastung zu ermitteln. Was als „All-inclusive-Deal“ erscheint, entpuppt sich als Sammelsurium an Zusatzpositionen.
Die Restwert-Falle: Ein Glücksspiel für den Kunden
Besonders gefährlich wird es bei der Vertragsart:
- Kilometerleasing: Hier wird das Risiko bei Mehrkilometern klar benannt, jedoch sind die niedrigen Jahresleistungen (s.o.) eine ständige Bedrohung für den Kunden.
- Restwertleasing: Die wahre Tücke liegt in Verträgen, bei denen der Kunde das Restwertrisiko trägt. Die niedrige Rate ist oft nur möglich, weil ein überoptimistischer Restwert des E-Autos am Ende der Laufzeit kalkuliert wird. Angesichts der rapiden technologischen Entwicklung und der teils turbulenten Preisentwicklungen auf dem Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos (Stichwort: Batterietechnik, Reichweite) ist diese Schätzung ein reines Glücksspiel zulasten des Leasingnehmers. Liegt der tatsächliche Marktwert bei Rückgabe unter dem kalkulierten Restwert, droht eine hohe Nachzahlung, die schnell mehrere Tausend Euro betragen kann. Hier wird eine Kostenbombe gezündet, deren Explosion am Ende der Vertragslaufzeit droht.
Zwanghafte Zusatzpakete
Als i-Tüpfelchen auf dem Kostenkuchen versuchen viele Anbieter, sogenannte Wartungs- und Verschleißpakete zu vermitteln – oder diese sogar zur Voraussetzung für den vermeintlichen Traum-Leasingvertrag zu machen. Obwohl regelmäßige Wartung notwendig ist, schmälern diese oft überteuerten Zusatzleistungen die Ersparnis aus der niedrigen Rate. Sie binden den Kunden fest an die teils hochpreisigen Vertragswerkstätten und erhöhen die monatliche Belastung, ohne dass der Kunde eine echte Wahlfreiheit hat.
Fazit und Appell
Das Leasing von E-Autos kann eine sinnvolle Alternative zum Kauf sein. Es ermöglicht den einfachen Zugang zu neuer Technologie. Aber die derzeitige Praxis vieler Lockangebote muss scharf kritisiert werden. Sie zielt nicht auf transparente, faire Mobilität ab, sondern nutzt die Unerfahrenheit der Kunden im Segment der E-Mobilität aus.
Verbraucher-Appell: Lassen Sie sich nicht von der beworbenen Monatsrate blenden. Rechnen Sie alle Kosten (Anzahlung, Überführung, Wartung) auf die gesamte Laufzeit hoch und teilen Sie diesen Gesamtbetrag durch die Monate, um die tatsächliche effektive Monatsbelastung zu erhalten. Nur wer genau hinsieht, vermeidet das böse Erwachen und fährt am Ende wirklich günstig elektrisch.
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